35 – Der letzte Tag in Rumänien

446 km – 10.851 km

Eine Woche sind wir nun in Rumänien unterwegs. Was für ein Land, was für Eindrücke. Zwischendurch dachte ich, ich hätte mich daran gewöhnt wie die Menschen hier leben. Aber dann sind wir heute wieder durch ein Dorf der Sinti und Roma gefahren, die an/unter der absoluten Armutsgrenze leben. Ich hatte ein echt schlechtes Gefühl mit meinem Motorrad durch deren Dorf zufahren und ihr Leben zu stören.
Erstmals bin ich so extremen Temperaturen ausgesetzt worden. Bis zu 38 Grad im Schatten. Man gewöhnt sich so langsam an die Temperaturen und empfindet es gar nicht mehr als sooooo schlimm. Morgens fühle ich mich auf dem Motorrad pudelwohl, richtig erfrischend. Das Thermometer zeigt zu dem Zeitpunkt bereits 31 Grad an.
Und dann natürlich die Straßen. Soviele Schlaglöcher, unbefestige Strassen und nicht relevante Geschwindigkeitsbeschränkungen haben ich noch nicht gesehen. Heute sind wir eine Kuppe angefahren. Die Straße war mit wenig Schlaglöchern versehen, man konnte es einigermassen laufen lassen. Irgendwie kam es mir suspekt vor und ich bin vom Gas … Und siehe da, direkt hinter der Kuppe ein großes Loch und es ging auf Schotter weiter. Mann, wofür gibt es diese Schilder … Vor Kurven warnen sie, maximal 40 km/h soll man fahren. Der Krümmungsradius der Kurve geht meist gegen unendlich und die Kurve ist kaum wahrnehmbar.

Bisher haben wir unsere Routen immer mit Basecamp oder Osmand geplant. Gestern, beim Ruhetag, kamen wir auf die geniale Idee mal Kurviger.de zu testen. Tatsächlich, auch in Rumänien funktioniert die Seite. Rasch eine Strecke zusammengeklickt und heute hatten wir sie getestet. Schöne kleine Nebenstrecken hat er uns zusammengestellt, relativ wenig Dörfer. Wir waren recht zufrieden und dann kam noch eine schöne Offroadstrecke. Nicht zu schwierig und nicht zu leicht. Ein Auto fuhr vor uns her. Dann kommen wir auch durch, so dachten wir. Der Weg wurde immer schmaler, er verzweigte sich und dann waren wir nicht mehr auf dem Track sondern einige Meter davon entfernt. Aber die grobe Richtung passte, also weiter. Und weiter … und … hups. Da geht es aber abwärts und dazu tiefe Spurrillen. Hmmm, doch mal lieber zu Fuß erkunden …. Das soll gehen, einer nach dem anderen abwärts. Hinter der nächste Kurve dann viele Spuren nebeneinander teilweise mit Wasser gefüllt. Wieder zu Fuß erkundet und glatt 20cm im Schlamm versunken. Okay, da ganz rechts müßte man durchkommen. Geschafft … und so ging es weiter und weiter und wir nähern uns wieder dem Track und sehen eine größere Strasse zum Greifen nahe. Leider war da ganz frisch ein Graben gezogen. Kein Durchkommen, ca. 50cm tief und 50 cm breit. Und das nach rund 8km Offroad. Da noch mal zurück? Neee, also Klappspaten raus und Äste zusammengesucht und nach 15min hatten wir uns eine Furt gebaut. Puh, Kurviger.de! Das nächste Mal schauen wir genauer hin was du uns vor den Reifen wirfst.

Jetzt ein wenig im Fahrtwind abkühlen und dann Pause machen. Wir verlassen die Karpaten und tauchen in die Tiefebene um Bukarest ein. Kilometer weit kein Baum, kein Schatten. Hier Pause machen? Es weht kein Lüftchen, allein der Fahrtwind ist da. Der wirkt so bis 70 km/h als kühlendes Medium. Bei höheren Geschwindigkeiten habe ich das Visir zugemacht, weil der warme Wind im Gesicht unerträglich ist. Kenne ich sonst nur von Winterfahrten ….Weiter und weiter bis wir nicht mehr können und am Dorfende an einem im Schatten liegenden Zaun anhalten. Endlich Pause. Von den Anwohnern wird uns direkt kühles Wasser angeboten, das wir dankend annehmen. Trinken, Obst und Gemüse essen und abkühlen. Dann geht es weiter. Die Landschaft hat sich total verändert. Es geht durch ein Gebiet der Petro-Industrie, keine Schönheit.

So langsam gucken wir uns nach einem Campingplatz um. Der nächste ist in 80km Entfernung, sagt Osmand. Wir lassen es rollen und kurz vor 17 Uhr erreichen wir die Position. Wo ist der Campingplatz? In Rumänien sind Campingplätze rar gesät, häufig sind es gar keine Zeltplätze sondern nur Hütten, die vermietet werden. Und genau solche Hütten stehen hier, nur leider total verwahrlost und von der Natur bereits überwuchert. Bei den niederländisch geführten Campingplätzen hatten wir eine Internetseite erhalten, die echte Campingplätze auflistet:
http://www.campings-in-bulgarije.com
Leider ist in dieser Ecke Rumäniens keiner aufgeführt. Also den nächsten von Osmand anfahren. Nochmals 80 km bis Silistra. Aber auch da ist kein Campingplatz zu finden. Es droht dunkel zu werden und im Dunkeln soll man wegen unbeleuchteten Pferdefuhrwerken, Tieren und Schlaglöchern sich nicht fortbewegen. Also das nächste Hotel angefahren und um 21 Uhr sitzen wir im Restaurant und kühlen mit reichlich Bier und leckerm Grilltellern.