Fast zurück

Der Tag gestern war echt anstrengend. Der Ambulanzwagen war eine halbe Stunde früher da als angekündigt. Kurzer Check was alles mit muss. Ah ja, die zwei Beutel. Nein sag ich, der Schwarze ja, da sind Moppedstiefel und Hose drin und der Weisse nein, da ist alles Zerschnittene drin wie Jacke, Shirt und Lieblingsvliesjacke (heul). Das Gespräch hatte ich schon bei der Verlegung von der Intensiv- auf Normalstation geführt. Da hatte ich die Jacken vorher gründlich durchsucht und alle Sachen entfernt und gesagt die Sachen da, die können weg. Ich verrate es jetzt schon, es sind beide Säcke in den Flieger gekommen. Ich vermute da ist noch etwas drin, das nach Hause möchte.

Unten am Ambulanzwagen kam nochmals Verwirrung auf. Das Flugzeug wird nicht in La Coruña landen, sondern in Valencia? Öhhh, schaffen wir das bis 15:15? Meine ärztliche Begleiterin, die einzige die Englisch konnte, sagte sicher. Kein Problem. Ich gehe mal davon aus, dass es mehrere Valencias in Spanien gibt, oder ich habe mich verhört. Jedenfalls kam noch ein Anruf und es war doch der örtliche Flughafen. Die Fahrt war erlebnisarm, am Flughafen noch ein längerer Standzeit wegen der Papiere und dann ging es auf das Rollfeld. Und dann kam sie, meine Begleiter alle „ohh“ und „uhh“. Macht schon was her der gelbe Flieger.

Im Ambulanzwagen gab eine kurze Übergabe und dann seit langen die ersten Worte auf Deutsch. Naja, es war ein Münchner, aber ich fand es war ein Himmelreich. Den Flieger bestieg ich mit Unterstützung barfuß über die Gangway. Es ist Platz für 4 Patienten, ich bekam natürlich die erste Poolposition, was sonst. Und ab ging es. Unterwegs vom Arzt und dem Sanitäter versorgt, nicht nur medizinisch auch kulinarisch. Cola, Wasser, Fanta, Sprite, Schorle, was hätte ich denn gerne. Belegte Brote, Brötchen, Joghurt, Banane oder Brezel. Wie cool. Das Brezel war göttlich. Habe seit langem nicht mehr so leckere Brotware zu essen bekommen. Den Flug konnte man genießen. Leider habe ich nur wenig gesehen, meine rechte Seite war mit medizinischen Geräte verbaut. Die Landung war noch mal erwähnenswert. Man kennt die Luftlöcher – also ich – nur aus dem rückwärtigen Bereich. Wenn man dann vorne sitzt und die dazu passende Positionsverschiebung des Flugzeuges wahrnimmt … dass das Ding nicht runter fällt. Respekt.

Der Rettungswagen in Dortmund sah innen aus wie ein normaler Fracht-LKW, fand ich. Glatte Wände, ein Wisch und die Karre ist sauber. Der spanische dagegen sah aus wie ein orientalischer Trödelmarkt mit den ganzen Sachen, die da hingen. Ich wurde eines Besseren belehrt. Es war ein Intensivschnelltransporter. Davon gibt es nicht so viele. Alles drin in doppelter Ausführung, falls mal etwas ausfällt. Sah man dem Ding echt nicht an. Der städtische Rettungswagenfahrer in Gütersloh meinte als er uns sah: „Boah, was ist das denn für ein abgefahrene Karre?!“ Alles gegeben, der ADAC würde ich sagen. Kaum waren wir auf der B1 …. Stau. Klar, menno. Muss jetzt nicht sein. Ab der A2 ging es dann und die Fahrerin engagierte sich sehr, so dass wir in Gütersloh 10 Minuten früher eintrafen als es geplant war.

Komisches Krankenhaus, wo ist denn die Ambulanz. Die Beschilderung könnte optimiert werden. Wir fanden sie und … es war kein Behandlungszimmer frei. 20 Minuten mussten wir warten. Und bis Doro zu mir gelassen wurde, vergingen nochmals 20 Minuten. Was war es schön sie endlich wieder zu umarmen. 14 Wochen, unglaublich. Aber jetzt sind wir endlich wieder zusammen.

Nach dem Aufnahmegespräch und dem Röntgen ging es nochmal auf die Intensivstation. Lieber noch eine Nacht checken wie ich den Flug vertragen hatte. Sie waren im Vorfeld schon ein wenig überrascht wie fit ich bin, sie hatten wohl Schlimmeres erwartet. Darum bin ich kurz nach dem Einzug auf die Intensiv direkt wieder raus geflogen auf eine normale Station. Es gab wohl jemand der die intensive Pflege dringender bedurfte als ich. So war es dann halb zwölf als die Sachen halbwegs verteilt waren und ich im Bett mich zurücklehnen konnte. Doro ist dann gegen zwölf zurück gefahren.

Die Nacht habe ich fast ohne Schlaf verbracht. Tausend Sachen gingen mir durch den Kopf. Wie wird das zu Hause sein, die Arbeit, das Motorrad, das noch in Spanien steht, Norwegenbilder tauchten auf, Albanien, der Unfall, die OP. Gegen halb fünf muss ich in einen Halbschlaf gefallen sein. Um 6:50 ging das Licht an. „Blutdruckmessen“ … aber danach auch die Ansage, schlafen Sie ruhig weiter. Der Tag war anstrengend, immer wieder fielen die Augen zu. Kopfschmerzen sobald ich mich aufsetzte. Erst am Nachmittag wurde es besser. Und jetzt zum Abend habe ich die Muse die Zeilen zu schreiben. Vieles war im Flieger und im Rettungswagen geschrieben worden, nur das Feintuning und die letzten Stunden ….

10 Gedanken zu „Fast zurück“

  1. Schön, Dein Privatflieger. Die Bordverpflegung könnte man jedoch mit ’nem leggeren Rotwein deutlich steigern…😆😎 Und die Krankenschwester (Flugbegleiterin) haste hier erst gar nich erwähnt, dabei stand ihr die Uniform so was von gut. Zumindest was ich so auf den Bildern sehen konnte… Gut, es war nich sooo viel Stoff. Kein Wunder, dass Du so munter bei Ankunft warst… Scherz beiseite: Schön, dass Du wieder hier bist und Doro und Du Euch wiederhabt.

    1. Den Gedanken hatte ich auch und habe den „Steward“ nach einem Glas Rotwein gefragt. Der meinte, es gäbe an Board nur Weissbier und das wäre gerade aus!
      Eine Krankenschwester gab es in der Tat, Marco. Die Fotos zeige ich dir vielleicht auf dem nächsten 11er Treffen. 🤣

  2. du siehst ja wirklich fit aus, aber wahrscheinlich ist das mehr die Entspannung wieder hier zu sein..
    Dein Motorrad hätte doch auch einen Platz im Flieger verdient, ist doch auch verletzt, oder nicht…
    Wie geht´s jetzt weiter?
    Alles gute aus dem nicht mehr soweit entfernten LP…

    1. Das sind ganz viele Komponenten die du da siehst. Die Freude wieder hier zu sein, die Entspannung das alles so gut geklappt, das ich die tolle Reise gemacht habe und wieder bei Doro zu sein. Man war das lang.
      Was du nicht siehst sind die Schmerzen in der Schulter; die Kopfschmerzen, wenn ich mich mal länger in der Vertikalen befunden habe und wenn ich tief einatme helfen irgendwann auch die Schmerzmittel nicht mehr.
      Mopped im Flieger, auf die Idee ist noch keiner gekommen. Ja, hätte sie verdient gehabt.
      Und wie es weitergeht? Wenn ich heute Zeit finde und die Kraft habe, kannst du es heute abend hier lesen.

  3. Man oh mann Horst was machst du den für savchen aber so ein ambilanz fliger das wäre was so als Arbeitsplatz

    1. Jeder kann was!
      Rasmus, überleg dir das. Ich hatte mit dem Sanitäter gesprochen.
      Morgens um 7 Uhr anfangen, man muss da vorher aufgestanden sein und den Weg zur Arbeit bewältigt haben. Mit den Flieger die verschiedenen Personen aufsammeln. Ich war der Letzte um 15:15. Dann zurück nach Deutschland. Erste Landung zum Abliefern in Dortmund um 17:40. Weiter nach Lübeck die Reste abgeben und dann zurück nach Nürnberg. Er hatte mir keine Uhrzeit genannt, aber der Flieger musste auch noch betankt werden. Wenn er um 20:00 zurück war?
      Beim ADAC wird das medizinische Personal von den Maltesern eingekauft. Die Flugflotte ist in Nürnberg stationiert. Wenn es dich wirklich interessiert ….
      Alternativ gibt es noch MedCare. Die arbeiten viel mit dem ADAC zusammen. Mich hatten sie nach Gütersloh gekarrt, haben aber auch eine eigene Flugzeugflotte und wohl auch die mit am besten ausgestatteten Krankentransportfahrzeuge. Meine kamen aus Hattingen, gibt noch eine Zweigstelle in Burbach. Nach Aussage des Sanitäters gibt es nur die Beiden … ?

      1. Ja Horst bei meinem jetzigen jop mus ich Teilweise um 6:45 auf der matte stehen in uniform das heist davor mus ich Auto checken, umziehen, aufstehen und zur arbeit kommen also nicht wirklich anders auserdem muss ich erstmal die Ausbildungen abschliesen

Kommentare sind geschlossen.